Hallo, Elfe!
Ich möchte Dir eine Geschichte erzählen. Am 05. Juni dieses Jahres ist mein Mann mit unserer Tochter (11 Monate alt) zu den Großeltern gefahren, um zum ersten Mal das Kind dort zu parken. Wir wollten zur zweit in der Pfingstwoche in den Urlaub fahren. Ich bin berufstätig und konnte nicht mitfahren. Ich bin zu Hause geblieben und habe mir unendliche Sorgen gemacht. Wird alles während der 4stündigen Fahrt gut gehen? Wird die Kleine bei den Großeltern sich wohlfühlen. Wird sie essen oder wird sie so traurig sein, dass sie das Essen verweigert? Wird sie ins Bettchen bringen lassen? Wird sie durchschlafen können oder wird sie immer wieder aufwachen und nach uns suchen? Berechtigt oder nicht, alle diese Sorgen haben mir meine Laune verdorben. Ich konnte mich kaum auf unseren ersten Urlaub ohne Kind freuen. In diesem Gemüt habe ich natürlich weitergearbeitet.
In der Arbeit hatte seit Juni ein neuer Kollege angefangen. Halb Jamaicaner, halb Deutscher, ein exotischer Kerl mit einer sehr ruhigen Art und einen nichtszusagenden Blick, den man interpretieren kann, wie man will. Während dieser Tage, wo es mir so schlecht ging, ist es zu einem "Vorfall" mit diesem Kollegen gekommen, in dem ich zu glauben begonnen habe, dass er mich anders sieht. Ich muss sagen, dass ich glücklich verheiratet bin und ich meinem Mann treu bleiben werde egal wie es kommt. Das ist für mich eine Prinzipiensache. Allerdings habe ich nach diesem Vorfall meiner Phantasie freien Lauf gelassen und mich mit möglichen Liebesszenarien beschäftigt. Das hat mir sehr gut getan. Ich habe auch die Schmetterlinge im Bauch gespürt und habe mich wie ein Teenager auf jedes Wortaustausch gefreut. Das ganze habe ich bewußt zugelassen, um mich von meinen Sorgen abzulenken. Das hat geklappt. Ich habe damit aufgehört, mir Gedanken darüber zu machen, ob mit der Kleinen alles klappt oder nicht. Und sobald mein Mann, wieder da war, habe ich auch bewußt aufgehört, mir Gedanken über meinen exotischen Kollegen zu machen, der übrigens auch verheiratet ist.
Was ich damit sagen will, ist, dass wir sehr wohl (nicht immer, aber oft) unsere Gefühle steuern können, sie zulassen oder sie abschalten. Ich habe das öfters in meinem Leben gemerkt, dass dies geht. Und die obige Geschichte zeigt das eindeutig. Man ist aus irgendeinem Grund unzufrieden mit der eigenen Beziehung und sucht Ablenkung. Und wenn dann ein netter Nachbarn erscheint, meint man die Lösung unserer Probleme gefunden zu haben, weil man eben abgelenkt ist und nur die Schmetterlinge im Bauch spürt.
Ich würde Dir davon abraten, was mit ihm anzufangen. Du bist schon sehr weit gegangen. Ich würde auch nicht im Ausland Ausschau halten. Denk daran, dass bewußt treu zu bleiben, ein Kennzeichen des denkenden Menschen ist. Wenn es Dir doch an deinen Nachbarn so viel liegt, dann mach erst mit Deinem Mann sauber Schluss und fang erst danach eine neue Beziehung. Das ist ehrlich und würdevoll, für Dich, Deinen Mann, Deine Kinder und Deinen Nachbarn.
Schönen Gruß
Michaela