Kompliziert -  Abtreibung

Angel

Aktives Mitglied
RE: ICh denke...

Hi an alle

Ich kann Euch alle nachvollziehen. Aber ich muss jetzt doch noch was schreiben, weil ich denke, dass einige Aspekte noch nicht aufgegriffen worden sind. Erstmal: ich weiss, wovon ich rede. Davor hatte ich eine klare Meinung zum Thema. Die hab ich nicht mehr, weil die zentralen Fragen eine Frage der Definition bleiben. Meine Meinung ist nur noch ganz persönlich und ich könnte sie niemals als ethisch vertretbar verkaufen. Das muss jeder selber wissen.

Grundsätzlich finde ich Abtreibung nicht richtig. Trotzdem hab ichs getan und ich konnte das für mich in meinem Kopf so zurechtlegen, dass ich damit leben kann. Jede Frau kann in diese Situation kommen. Jede. Verhütung kann versagen. Stellt Euch das bitte alle mal vor. Ihr lebt ein „normales“ Leben, Tag für Tag, habt Eure Meinung zu diesem Thema, und eines Tages steht Ihr selbst mittendrin. Und es gibt keine Lösung. Was immer Ihr entscheidet, es ist für irgendeinen falsch. Man fühlt sich vom Schicksal „verarscht“. Man WILL kein Kind. Aber man MUSS entscheiden. In einem Gefühlschaos – unter Zeitdruck. Man will niemandem weh tun, aber sich selbst auch nicht. Aber muss was tun. Keine dieser Frauen hat das gewollt. Als ich es tat, wusste ich, dass es ethisch nicht „sauber“ ist. Aber etwas musste ich tun. Also tat ich das einzige, was ich sehen konte. Vielleicht war es richtig und vielleicht war es falsch. Aber es war das Einzige. Käme ich heute in die Lage, würde ich vielleicht anders entscheiden. Aber damals, damals war das für mich der einzige Ausweg. Und doch, ich finde schon, dass jede Frau, die in der Lage war, das zu entschieden, Respekt verdient hat. Egal, was sie entschieden hat. Nur allein deshalb, weil sie eine unglaubliche Kraft hat aufbringen müssen, diese unsagbar unerträgliche Lage irgendwie auszuhalten.

Werden wir wieder sachlich.
Heisst Schutz des Lebens nicht auch, das Leben der Frau schützen und darum besorgt sein, dass jedes Kind ein erwünschtes Kind sein darf? Ist ungeborenes Leben schützenswerter als bereits geborenes? Ist eine befruchtete Eizelle „gleichwertig“ wie ein gewachsener, fertiger Mensch? Hat das geborene, fertige Leben nicht Vorrang?

Wenn man von den psychischen Folgen redet, mit denen sich Frauen nach einer Abtreibung auseinandersetzen müssen, muss man nicht auch über die Folgen für die Frauen reden, die gegen ihren Willen ein Kind zur Welt bringen? Über die Schmerzen ungewollter Kinder? Über Identitätskriesen adoptierter Kinder? Über die Schuldgefühle einer Frau, die ihr Kind eigentlich nicht gewollt hat?

Ist ein Embryo selbständiges Leben? Er kann sich nur im Körper der Frau entwickeln. Er ist von ihr vollkommen abhängig. Ist er selbständig? Ohne die Frau kann der Embryo nicht überleben. Tötet diese Frau jemanden? Ist der Embryo überhaupt jemand? Er ist doch in der Frau drin. Weigert sie sich nicht einfach nur, etwas in sich wachsen zu lassen?

Ist ein Abtreibungsverbot nicht ein Gebärzwang? Wird da nicht das Recht auf Leben, auf Gesundheit, auf Gewissensfreiheit der Frau verletzt?

Wer – wer kann diese Fragen beantworten? Ich nicht. Wie gesagt, ich habe keine klare Meinung mehr. Und diese Fragen, sind als Anregung gemeint.

Nur etwas möchte ich noch loswerden: ich habe den Link nicht angeklickt, weil ich nicht sicher bin, ob ich die Bilder sehen will. Was ich allerdings schon mal gesehen habe, sind Bilder von Embryos in der 7. Schwangerschaftswoche. Die waren zur Grösse eines Kleinkindes vergrössert. In Wahrheit misst ein Emybryo zu dieser Zeit nur etwa 7 mm. DAS finde ich nicht in Ordnung, weil es einen falschen Eindruck erweckt. Ich weiss jetzt nicht, wie die Bilder unter diesem Link sind. Aber passt einfach auf.

Angel
 
C

claudy-mausi

Guest
@ Angel

Hallo Angel!


Du sprichst mir aus der Seele! Genau so denke ich auch über Abtreibung. :angel
 

Angel

Aktives Mitglied
RE: @ Angel

Hi Claudy-mausi

Es freut mich, dass ich mich immerhin vor jemandem verständlich machen konnte.


angel
 
E

Elchen

Guest
Also ich muss sagen,Du spricht das aus,angel,was auch ich versucht habe zu erklären......
 
F

flower100

Guest
Hallo Angel,

auch mir sprichst du aus der Seele, wenn man das alles bedenkt, kann man einfach nicht mehr sagen "ich bin radikal dagegen", und genau wie du wollte ich mit meinen Postings zum nachdenken anregen.

:bye: Flower
 

Angel

Aktives Mitglied
Hi Elchen

Das hab ich verstanden. Es war auch Dein Posting über unerwünschte Kinder, das mich wieder an alle Fragen erinnert hat, die ich mir damals gestellt habe.

Ich denke, alle, die hier gepostet haben, haben über diese Fragen nachgedacht. Und jeder beantwortet sie für sich anders. Nur - vielleicht gibt es bei so einem schwierigen Thema, einfach keine endgültigen Antworten. Ich versuche normalerweise in den "Schubladen meines Lebens" etwas Ordnung zu halten. Ich stelle mir vor, dass ich den Kram, der drinliegt, anschaue, ordne, Schublade zumache und sie dann beschrifte. Aber das ist eine Schublade, die noch ungeordneten Kram enthält, und ich lasse das so. Man muss auch nicht zu allem eine definitive Meinung haben, finde ich.

Grüsse
Angel
 
D

danielad

Guest
Ich kann mich Angel nur anschließen.Sie hat es genauso geschrieben,wie ich darüber denke.
 

Chatgirl

Namhaftes Mitglied
Hallo, ich habe lange gezögert ob ich was dazu schreiben soll. Ich bin grundsätzlich gegen Abtreibung, aber ich verurteile die Frauen nicht die abgetreiben, auch ich vertrete die Gründe die oben des öffteren Beschrieben worden sind. Wegen Vergewaltigung u.s.w........

Ich möchte hier mal meine Geschichte erzählen:

Ich wurde mit 19 schwanger, ich war gerade in den letzten Prüfungen meiner Gesellenprüfung, als ich erfuhr das ich schwanger bin. Mein damaliger Freund war gerade 21 und er meinte nur, gehen wir halt heiraten das griegen wir schon hin. Es war eine ungewollte Schwangerschaft, (Pille vergessen) aber ich Frage Abtreibung? stellte ich mir nie. Nein, ich sagte ich bekomme das Kind es wird schon irgendwie gehen. Ich habe es meinen Eltern erzählt und im gleichen Atemzug gesagt, ich treibe es nicht ab. Obwohl das meine Vater und meine Mutter nie von mir verlangt hätten. Wir wohnten damals in 2 Zimmern bei meinen Eltern, mir war klar das wir eine Wohnung brauchten und das wir heiraten(heute weis ich das man wegen einem Kind nicht unbedingt heiraten mus) . Als, wir dann unsere eigene Wohnung hatten wurde mein Ex-Mann plötzlich arbeitslos. Ich hatte meine Ausbildung abgeschlossen und auch bestanden und war auch arbeitslos, weil mein Arbeitgeber nur Auszubildende einstellte und mir im vorhinein klar war, dass ich wenn meine Ausbildung zu ende ist gehen mus. Toll, wer nimmt den schon eine Schwangere. Wir mussten dann den weg zum Sozialamt gehen, ich bekam von einem Sozialdienst Geld für Babyausstattung. Also, ich sah man bekommt hilfe wenn man sie brauch. Als, meine Tochter 3 Monate alt war, machte ihr Vater sich aus dem Staub und ich zog zu meinen Eltern zurück. Ich weis ich hätte es auch alleine geschafft, aber mein ex hatte damals in der Wohnung randaliert und ich hatte Angst er kommt nochmal zurück, und vergreift sich noch an meiner Tochter oder an mir. ICh war froh da sich meine Eltern hatte, heute hab ich einen lieben Lebenspartner und uns gehts gut.

Ich weis das gehörte zwar nicht hier her, aber ich möchte allen klarmachen das wenigstens in Finanzieller hinsicht es auf jedenfall geht. Gut ich mus zugeben ich hatte das Glück das ich bei meinen Eltern wohnen konnte, und nur Kostgeld abgeben muste, aber um meine Tochter hab ich mich selbst gekümmert. Wenn ich mal aus ging, brachte ich erst meine Tochter ins bett und wenn sie schlief ging ich erst. Ich konnte beruhigt gehen weil ich wuste das meine Eltern da waren.

Gruß Chatgirl :bye:
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
:applaus chatgirl.

deine geschichte zeigt genau das, was ich mir oft denke... aus finanziellen sorgen abzutreiben stell ich grundsätzlich in frage. denn in deutschland ist ja nun wirklich dafür gesorgt, dass man irgendwie über die runden kommt.

näher geh ich darauf jetzt lieber nicht ein, weil sonst die ganze diskussion von vorne beginnt und darauf hab ich bei leibe keine lust mehr...

lg
susi
 
T

taler

Guest
hallo ihr lieben,

hmm müsst ihr euch denn immer zanken? :love1

ich finde es so schade das sich viele von den meinungen anderer angegriffen fühlen. andererseits sollten sich die "angegriffenen" mal näher anschauen warum sie sich so angegriffen fühlen. schaut es euch an, und repariert es in euch, sofern es da was gibt. macht nicht andere für euer leid verantwortlich. es ist immer leicht mit dem finger auf andere zu zeigen, hm. :love1
dabei sollte doch jeder mensch eigenverantwortlich sein.

und he, kein mensch kann einem anderen sagen was richtig oder falsch ist.
jeder tut in jedem mom. genau das richtige für sich und genauso empfängt jeder von dem anderen das richtige. auch wenn es nicht immer so aussieht. wieso sollte einer von uns der meinung sein das jemand etwas falsch macht? :angel
lasst doch die menschen die erfahrungen machen die sich machen möchten.

ich habe mich z.b. dagegen entschieden hier irgendeinen link zu öffnen. einfach weil ich diese erfahrung nicht machen möchte.

ihr lieben, seid gegrüßt,

taler

:love2
 

Chatgirl

Namhaftes Mitglied
@Susal, ich denke mir aber wenn jemand da ist der nicht über ein bestimmtes Thema reden/schreiben will, der fängt auch nicht an. Aber, ein Forum ist doch nunmal da um zu diskutieren. Da mus man auch mal Leute akzeptieren die eine andere Meinung haben, sonst ist man hier fehl am Platz.

Bitte nicht falsch verstehn, ist halt meine Meinung

Gruß Chatgirl :bye:
 

Chatgirl

Namhaftes Mitglied
ok, Susal dann freut es mich das Du meine Meinung vertrittst.

:bounce1 :bounce2 :bounce1 :bounce2

hab schon gedacht Du bist jetzt bös mit mir :whatever
 

Susanne

Namhaftes Mitglied
nene, sicherlich nicht.

ich bin hier eigentlich keinem bös.

jeder vertritt seine meinung.
ich werd nur bös, wenn mich jemand aufgrund meiner meinung persönlich angreift. denn sowas muss generell ja nicht sein.

lg
susi
 
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